Ministerpräsident Koch
bereitet mit der Forderung, Ticona zu enteignen, für Fraport ein zweites finanzielles Desaster vor,
das jenes von Manila in den Schatten stellen würde.
Presseerklärung vom 2. Februar 2004
Die Störfallkommission des Bundes hat am vergangen Freitag eindeutig und unmissverständlich
festgestellt, dass der Bau einer neuen Landebahn im Kelsterbacher Wald (Nord-West-Variante) mit den
erforderlichen Sicherheitsaspekten nicht vereinbar ist. Ministerpräsident Koch beeilte sich zu erklären,
dass dieses Votum die Errichtung dieser Landbahn nicht verhindern werde - notfalls werde man eben
Ticona enteignen. Die Kosten hierfür schätzen unabhängige Fachleute auf bis zu 1,3 Milliarden Euro.
Eine derartige Enteignung stößt jedoch auf erhebliche rechtliche Hürden:
sie ist nur zulässig, wenn sie in unabweisbarem öffentlichen Interesse ist und sonstige
Möglichkeiten zur Verwirklichung des Vorhabens ausscheiden. Davon kann keine Rede sein:
es gibt andere Alternativen als den Ausbau in Frankfurt, nämlich die bessere Vernetzung
und Arbeitsteilung zwischen den bestehenden deutschen und europäischen Flughäfen und die
bessere Einbindung anderer Verkehrsträger, insbesondere im Bereich des Kurzstreckenverkehrs.
Die gesamte Ausbauplanung, die Fraport schon viele Millionen gekostet hat¸ ist obsolet,
das Geld in den Sand gesetzt. Man erinnert sich an die Manila-Pleite Fraports,
die rund 350 Millionen gekostet hat und einen Dividendenausfall im Jahr 2003 verursachte.
Das wird dann so weiter gehen, und trifft nicht nur die Privataktionäre,
sondern auch den Steuerzahler, da Fraport zu etwa 70 % Eigentum der öffentlichen Hand ist.
Rechnet man gar die 1,3 Milliarden für eine Enteignung und die übrigen Kosten des Ausbaus in
Höhe von mindestens 3,5 Milliarden hinzu, so werden auf viele Jahre nicht nur keine Dividende
ausgeschüttet, sondern wegen der über viele Jahre verteilten Abschreibung auch keinerlei Steuern gezahlt werden.
Der Schaden wäre also groß: ein blühendes Chemiewerk mit 1.000 sicheren und hochwertigen
Arbeitsplätzen würde zerstört, viele weitere 10.000 Bürgerinnen und Bürger in
gesundscheitsschädlicher Weise verlärmt, die Kosten wären immens, die wirtschaftliche
Monokultur - Zentrierung auf eine einzige Branche - weiter vorangetrieben, und das
alles mit der Begründung der angeblichen Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Diese
Prognose stützt Fraport-Chef Bender auf ein "Gutachten", das nirgendwo veröffentlicht ist,
aber sich in den Antragsunterlagen zum Planfeststellungsverfahren befinden soll.
Er hütet sich aber wohlweislich davor, es öffentlich und somit nachprüfbar zu machen.
Dass bei einem Ausbau auch Arbeitsplätze nicht geschaffen werden würden (etwa auf dem Caltex-Gelände), wird verschwiegen.
"Koch und Fraport haben aus dem Manila-Desaster nichts gelernt. Sie haben einmal
eine Meinung gefasst und verhalten sich beratungsresistent - nach dem Motto "Augen zu
und durch". Sie erkennen nicht, dass eine Erweiterung des Frankfurter Flughafens im
dichtbesiedelten Rhein-Main-Gebiet die falsche Maßnahme am falschen Platz ist. Und
angesichts der durch die geplante Enteignung von Ticona eintretenden mehrjährige
Verzögerung werden auch die Prognose für die zukünftige Entwicklung des Flugverkehrs
immer wachsweicher: in den letzten drei Jahren trafen sie schon gar nicht mehr zu,
die vorausgesagte jährliche 5-prozentige Steigerung ist nicht eingetreten" führte
Hartmut Wagner, Sprecher der Bürgerinitiative Luftverkehr Offenbach (BIL) aus.
Presseerklärungen zum Erörterungstermin
gegen A - 380 Halle
vom 15. Januar 2004
Robin Wood titelt:
Dem Flughafen-Moloch Grenzen setzen
Der BUND titelt: Verhandlungsführer im A380-Verfahren ist befangen
Das Bündnis der Bürgerinitiativen titelt: Halle geplatzt
ZRM titelt: Pleiten, Pech und Pannen: Peinliche Organisation zum Auftakt der Erörterung zur A-380-Werft
BIL ruft zur Teilnahme am Erörterungstermin
für den A 380 - Ausbau auf
Presseerklärung vom 8. Januar 2004
Kurz vor dem Beginn des Erörterungstermins im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens für den Bau der Wartungshalle
für das Riesenflugzeug A 380 wiederholt Fraport-Chef Bender gebetsmühlenartig seine Behauptung, an dem Bau dieser Halle läge die
Zukunftsfähigkeit des Flughafens und sogar der ganzen Region.
Diese Argumentation ist falsch. Der A 380 kann auch dann in Frankfurt starten und landen, wenn es hier keine Wartungshalle gibt.
Was Fraport will, ist vielmehr die zum Ausbau hinführende Salamitaktik: die Halle soll her, nach ihrem Bau gibt
es mehr Flugverkehr, und dieser soll dann wiederum die Verwirklichung einer weiteren Landebahn rechtfertigen. Auch die Aussage,
der A 380 sei ein recht leises Flugzeug, ist Wunschdenken. Es gibt keinerlei seriöse und veröffentlichte Berechnungen
zu dessen Geräuschentwicklung, und je größer ein Flugzeug ist, desto lauter ist es auch. Sicher ist nur,
dass bei dem Bau der Wartungshalle der Lärm der Probebetriebsläufe die benachbarten Wohngebiete beschallen würde.
Im Übrigen denkt der Flughafen gar nicht daran, die Halle innerhalb des Zauns zu errichten - nein, der Bannwald muss
dafür herhalten. Man ahnt schon das Argument bei der weiteren Flughafenerweiterung: Der Wald sei doch schon so angegriffen
und zerfleddert, dass er nicht mehr schützenswert erscheine und seine Reste dem Ausbau geopfert werden könnten.
"Die BIL (Bürgerinitiative Luftverkehr Offenbach) ruft daher alle Einwenderinnen und Einwender auf,
zumindest am ersten Tag der Erörterungstermins an diesem teilzunehmen" erklärte deren Sprecher Hartmut Wagner.
Diese Veranstaltung findet am Donnerstag, den 15.1.2004 in Mörfelden-Walldorf, Industriegebiet Ost im
Stadtteil Mörfelden, Dreieichstr. 12 - 14 (GARNY-Gebäude) statt. "Wir wollen auch testen, ob die für die
Einwender reservierten 1.000 Plätze auch tatsächlich reichen - schließlich sind rund 41.000 schriftliche
Einwendungen eingegangen" so Wagner abschließend.
Ausbau des Flughafens würde Sicherheitsrisiko für Anrainer weiter verschärfen
ein Absturz in 600 - 100.000 Jahren könnte morgen sein
Presseerklärung der BIL Offenbach, 6. Januar 2004
"Eine Landebahn im Kelsterbacher Wald würde bedeuten,
dass die landenden Flugzeuge in geringer Höhe direkt über das Pulverfass Ticona fliegen",
so Hartmut Wagner für die BIL (Bürgerinitiative Luftverkehr Offenbach) "Selbst kleinste Fehler eines Piloten
können hier zu einer Katastrophe führen. Gleiches gilt im Falle eines technischen Versagens des
Flugzeugs - in der Nähe des Frankfurter Flughafens stünde, anders als beim Münchner Flughafen im Erdinger Moos,
kein Acker für eine Notlandung zur Verfügung."
Das Chemiewerk Ticona produziert seit den 60er Jahren am Rand des Kelsterbacher Walds mit zur Zeit
ca. 1000 Beschäftigten Kunststoffe für verschiedene technische Anwendungen. Grundstoffe sind Methanol
(brennbar) und Formaldehyd (stark reizend), aber auch das hochgiftige Bortrifluorid. Wegen der verwendeten
Chemikalien unterliegt das Werk der Störfallverordnung und besonderen Auflagen.
Schon heute wird das Werk häufig (2002 etwa 56.000 mal) von Flugzeugen überflogen,
obwohl die Flugrouten eigentlich daran vorbeiführen sollten. Die geplante neue Landebahn im Kelsterbacher
Wald führt geradewegs auf das Werk zu, im Landeanflug würde es regelmäßig in knapp 60 m Höhe überflogen.
Schornsteine und Kühltürme wären dabei nicht nur Hindernisse, auch von diesen ausgelöste
Aufwinde könnten die Flugzeuge gefährden.
"Verschiedene Gutachten, die Fraport und die Landesregierung in Auftrag gegeben haben,
kommen zu dem Ergebnis, dass ein Absturz einmal in 600, in 2778 oder sogar nur in 100.000 Jahren
stattfindet - das Problem dabei: das eine Mal kann morgen sein," so Wagner weiter. "Ticona-Beschäftigte
und Bewohner der angrenzenden Städte wären die Leidtragenden."
Nicht berücksichtigt wurde bisher außerdem, dass in unmittelbarer Nachbarschaft der
Landebahn und Ticona, mit dem Mönchwaldsee und der Eddersheimer Schneise Vogelschutzgebiete liegen.
Zwischen den Wasserflächen fliegen die Vögel hin und her und können, wenn sie in einen Turbine geraten,
Flugzeuge durchaus zum Absturz bringen.
"Wir halten den Flughafenausbau für ein großes Sicherheitsrisiko, das wir nicht hinnehmen wollen.
Deshalb laden wir alle Interessierten ein, an der Protestaktion, die vom Bündnis der Bürgerinitiativen
gegen den Flughafenausbau unter dem Motto "Pulverfass Rhein-Main - Aktion 5 vor 12" am 9.1.2004
um 11,45 Uhr veranstaltet wird, teilzunehmen. Ort der Veranstaltung ist die B 43 zwischen Kelsterbach und Raunheim.
Wir fordern weiterhin die Landesregierung und FRAPORT angesichts der benannten Gefahren auf, sämtliche Planungen
für die Flughafenerweiterung sofort einzustellen," so Wagner abschließend.
Pressearchiv - Pressemitteilungen der BIL Offenbach vor 01. Januar 2004