Der Energieträger Öl ist teurer geworden und damit werden auch die Flugpreise steigen

Der Börsengang - Fraport unter wirtschaftlichen und sozialen Gesichtspunkten betrachtet

Eine Serie in 6 Teilen von Ralf Roth - Teil 4:

Auch ohne umweltpolitische Eingrenzungsmaßnahmen durch nationale, europäische oder internationale Gesetze sind im letzten Jahr die Ölpreise und damit die Preise für Kerosin zeitweilig kräftig gestiegen.1) 

Sie bewegten sich im Gegensatz zu den neunziger Jahren wieder auf ähnlichem Niveau wie zur Zeit der Ölkrise von 1973 oder Anfang der achtziger Jahre. Das DIW sprach bereits im Januar von einem "Ölpreisschock", der die Wirtschaftsentwicklung und die "realen verfügbaren Einkommen" dämpfen wird.2)

Alle Hoffnungen auf ein Sinken des Ölpreises haben sich seitdem zerschlagen. Auch diese Entwicklung läßt sich in einer Reihe von eindrucksvollen Schlagzeilen dokumentieren.

Der Rohölpreis könnte auf 28 bis 30 Dollar steigen, in: FAZ v. 8. Januar 2001; Vor dem Treffen der Opec steigt der Ölpreis, in: FAZ v. 17. Januar 2001; Ölpreis wieder auf Opec-Norm, in: FR v. 17. Januar 2001; Der Ölpreis steigt, in: FAZ v. 19. Januar 2001; Der Preis für Rohöl pendelt sich auf 30 Dollar je Faß ein, in: FAZ v. 5. Februar 2001; Vor dem Opec-Treffen herrscht am Ölmarkt Unsicherheit - Experten erwarten eine Produktionsdrosselung / "Die Lage gleicht der ersten Ölpreis-Krise", in: FAZ v. 12. März 2001; Opec-Öl wird teurer, in: FAZ v. 3. April 2001; Der Preiseinbruch bei Rohöl ist bisher ausgeblieben, in: FAZ v. 9. April 2001; Hohe Benzinpreise erregen die Gemüter - Auch Flugreisen werden teurer / Eichel rechnet mit Kerosinsteuer, in FAZ v. 17. April 2001; Die Benzinpreise steigen weiter, in: FAZ v. 18. April 2001; Benzinpreise auf neuem Rekordhoch, in: FAZ v. 19. April 2001; Die steigenden Benzinpreise treiben die Rohölnotierungen - Wenig Aussicht auf Preisrückgang / Kapazitätsengpässe in den amerikanischen Raffinerien, in: FAZ v. 7.Mai 2001; Konjunktur und Inflation sorgen für Nervosität - Rohölpreis steigt, in: FAZ v. 11. Mai 2001; Knappheit in Amerika treibt Ölpreis, in: FAZ v. 21. Mai 2001.

"Der Preis für Rohöl wird auch in den kommenden Monaten hoch bleiben. "Von der Rohölseite ist keine Entlastung für den Benzinpreis zu erwarten", sagte Esso-Sprecher Karl Heinz Schult-Bornemann, dieser Zeitung. Dies zeige sich daran, daß der Preis für Rohöl mit Lieferung im Juli schon einige Cent über dem Juni-Preis liege. Auch Erwartungen, die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) werde auf dem Treffen der Ölminister am 5. Juni ihre Ausfuhrquoten wieder erhöhen, werden sich aller Voraussicht nach nicht bewahrheiten: Die Opec sei entschlossen, den gegenwärtigen Preis zu halten und werde dem Druck nicht nachgeben, sagte der venezolanische Präsident, Hugo Chavez, der iranischen Nachrichtenagentur IRNA."

Aus: Der Ölpreis wird vorerst hoch bleiben - Die Opec will ihre Ausfuhrquoten nicht anheben / Die Amerikaner kaufen Benzin in Rotterdam, in: FAZ v. 23. Mai 2001; 30 Dollar für ein Faß Rohöl im Visier, in: FAZ v. 28. Mai 2001; Furcht vor Energieknappheit führt zu steiler Renditenkurfe - Opec-Treffen steht bevor / Keine Änderung der Ölförderung erwartet / Knappheit in Amerika, in: FAZ v. 5. Juni 2001; Rohölpreis verharrt auf hohem Niveau - Raffineriekapazität in Amerika immer noch zu gering erachtet, in: FAZ v. 11. Juni 2001

Erst im Zuge der Rezession in Amerika und der weltweiten Konjunkturschwäche begannen sie wieder zu sinken. Sollte die Konjunktur wieder anspringen, wird der Ölpreis erneut kräftig steigen.
Der Flugverkehr auf Fraport verbraucht an einem Tag nicht weniger als 15 Millionen Liter Kerosin
.3) Beim Hauptverbraucher Lufthansa steigen "aufgrund der hohen Treibstoffpreise" die Stückkosten je Sitzkilometer und auch "das operative Ergebnis verschlechterte sich von 99 auf 5 Millionen Euro (F.A.Z. vom 27. April). Hauptursache sind die höheren Treibstoffkosten (plus 121 Millionen), der Personalaufwand (73) und sonstige Aufwendungen (55)."4) Das ist insofern für Fraport von existentieller Bedeutung, weil Lufthansa der Hauptkunde ist. Bricht die Lufthansa ein, geht es am Rhein-Main-Flughafen bergab: Auch das hat die KPMG in den Unvollständigen Verkaufsprospekt / Börsenzulassungsprospekt der Fraport AG in die lange Liste der Risikofaktoren des Börsengangs hineinschreiben lassen: 

"Fraport ist in besonderem Maße abhängig vom Hauptkunden Lufthansa
Der Flughafen Frankfurt Main ist der Heimatflughafen der Deutsche Lufthansa AG (zusammen mit ihren Beteiligungen an anderen Gesellschaften die "Lufthansa"). Die Geschäftsbeziehung von Fraport zu Unternehmen der Lufthansa trug im Geschäftsjahr 2000 in erheblichem Umfang zu den Umsatzerlösen von Fraport bei. Damit ist die Lufthansa Hauptkunde von Fraportund Fraport ist in besonderem Maße von diesem Hauptkunden abhängig. Fraport geht davon aus, dass diese Abhängigkeit auch in Zukunft bestehen wird. Eine Beeinträchtigung dieser Geschäftsbeziehung, insbesondere durch Verlegung von Teilen der Lufthansa-Flugverbindungen oder Betriebsteilen zu anderen Flughäfen, hätte erhebliche Umsatzeinbußen für Fraport zur Folge und könnte nur schwer ausgeglichen werden. Insgesamt könnte der Flughafen Frankfurt Main an Bedeutung verlieren. Ferner könnte eine Beeinträchtigung der Geschäftsbeziehung mit der Lufthansa auch die Geschäftsbeziehungen zu den Fluggesellschaften beeinträchtigen, die mit der Lufthansa in der "Star Alliance" zusammenarbeiten. Eine Beeinträchtigung der Geschäftsbeziehung mit der Lufthansa hätte daher wesentliche nachteilige Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit, die Finanzlage und die Ertragslage von Fraport."5)

Anmerkungen

1. Kurzzeitig waren sie zwar wieder etwas gesunken und deshalb blieben einige Fluggesellschaften - so die Lufthansa - von dem Anstieg verschont, weil sie etwas längerfristige Lieferverträge abgeschlossen hatten, aber auch sie werden nach den aktuellen Turbulenzen von dem neuen Ölpreisniveau eingeholt.
2.
DIW-Wochenbericht 1/01, Konjunktur im Euroraum schwächt sich ab.

3. Offenbach Post v. 10. März 2001

4. Aus: Webers Mission bei der Lufthansa - durch den Arbeitskampf gefährdet, in: FAZ v. 19. Mai 2001, und Lufthansa mit schwachem Quartal, in: FAZ v. 17. Mai 2001.

5. Fraport (Hrsg.), Unvollständiger Verkaufsprospekt / Börsenzulassungsprospekt. Frankfurt am Main 2001, S. 23.

Verzeichnis der für die Abbildungen benutzten Quellen

Bild 4: Time magazin v. 9. Oktober 2000, FAZ v. 8. Januar 2001 und FAZ v. 22. Januar 2001

Alle erwähnten Pressebeiträge sind im Presse-Archiv der BIL nachgewiesen.

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