Vorstellung der Aktion auf der Pressekonferenz des Aktionsbündnis "Offenbach gegen Flughafenausbau", der BIL-Bürgerinitiative Luftverkehr Offenbach und der Offenbacher Vereinigung gegen den Fluglärm e. V. am 28. März 2001 im Katharina-von-Bora Haus in Offenbach:
Wir, die drei Initiativen gegen den Flughafenausbau, die sich seit geraumer Zeit - z. T. seit über 12 Jahren - mit dem vom Flughafen Frankfurt ausgehenden Belastungen für die Bevölkerung auseinandersetzen, haben im letzten Jahr daran gearbeitet, die Ergebnisse der Mediation zur Frage der Erweiterung des Frankfurter Flughafens sachlich zu bewerten.
Wir haben den Rat von Fachleute eingeholt und Veranstaltungen zu einer ganzen Reihe von Themen durchgeführt:
Zu dem oft beschworenen Hauptargument für den Ausbau, der Flughafen werde in Zukunft bis zu 300.000 Arbeitsplätze in der Region schaffen: Das ist ein Ergebnis, daß nirgends stichhaltig begründet wird. Selbst die weitaus niedrigeren Zahlen des Mediationsberichts, nämlich nur rund ¼, werden von Fachleuten als haltlos und bestenfalls "wachsweich" tituliert.
Wir haben uns gefragt, ob der Flughafen wirklich das zentrale Wirtschaftsunternehmen der ganzen Region ist, von dem Wohl und Wehe ganz Hessens abhängt und für merkwürdig befunden, daß die angeblich größte Arbeitsstätte Deutschlands nicht einmal 3 Prozent der Arbeitsplätze dieses Raums umfaßt und daß das Unternehmen FAG jetzt Fraport trotz steigender Umsatzzahlen und rasant zunehmender Flugbewegungen in den letzten zehn Jahren in ihren Bilanzen oftmals nicht einmal eine schwarze Null erreicht hat.
Wir sind weitergegangen und haben uns von professionellen Verkehrslogistikern über zahlreiche Standortalternativen in der Region informieren und umgekehrt auf das Problem der zunehmenden Siedlungsverdichtung im Raum um den Flughafen aufmerksam machen lassen. Es sind in der Vergangenheit immer mehr Menschen nach Südhessen gezogen und dieses Bevölkerungswachstum wird sich in den nächsten Jahren noch beschleunigen. Siedlungsentwicklung und Lärmbelastung schaukeln sich als Problem gegenseitig auf.
Und wir haben uns einen Überblick verschafft über die Emissionsbelastungen, die im Mediationsbericht gering geschätzt, von der amtlichen Forstverwaltung hingegen als alarmierend für die Existenz des Waldes im Raum zwischen Rüsselsheim und Aschaffenburg zwischen Frankfurt und Darmstadt eingeschätzt werden.
Vor allem aber haben wir uns mit den gesundheitlichen Auswirkungen des permanenten Flugverkehrs über unserer Stadt von Ärzten beraten lassen und deren Aussagen mit denen des Mediationsberichts verglichen: Das Ergebnis - Fluglärm hat erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit insbesondere bei denen, die ihm am schutzlosesten ausgesetzt sind: Kinder, Alte und kranke Menschen.
Fluglärm macht krank - das ist unisono die Meinung aller Ärzte und darauf verweisen alle vorliegenden Studien zu diesem Problem.
Der Lärm der von FRA und seinen vier über Offenbach führenden Flugstraßen ausgeht, ist über die direkten Gesundheitsgefahren für alle Offenbacher Bürgerinnen und Bürger hinaus ein gravierender Standortnachteil für die ganze Stadt insbesondere auch ihre Wirtschaft. Der Fluglärm schädigt die Zukunftschancen dieser Stadt, deren Potentiale und Grunddispositionen eigentlich nicht schlecht aufgestellt sind:
Mittlerweile ist Offenbach mit der S-Bahn verkehrsmäßig gut angebunden. Die Stadt verfügt über viele freie Areale für Gewerbeansiedlung. Sie hat niedrige Bodenpreise und ein vergleichsweise niedriges Mietniveau. Offenbach ist eine überschaubare Stadt - was heute als qualitativ hochwertig gilt. Die Nähe zur Großstadt Frankfurt mit ihren Möglichkeiten bietet zahlreiche Vorteile. Offenbach verfügt aber auch über eigene Bildungs- und Kultur-Einrichtungen mit einem eigenen Charakter. Dazu kommen Flußpromenade und eigentlich ausreichende Naherholungsgebiete usw. Kurz, Offenbach könnte das Eschborn der Region sein.
Daß sich trotz dieser vorhandenen Vorteile - bei allen Anstrengungen - die sozialen Problemgebiete ausweiten, liegt zu einem großen Teil daran, daß es in der Vergangenheit nicht einfach bei den schon immer hohen Fluglärmbelastungen geblieben ist, sondern diese in den vergangenen 20 Jahren immer weiter zunahmen. Offenbach wurde selbst bei der aktuellen Neufestlegung der Flugrouten im Rhein-Main-Gebiet trotz des vorhandenen hohen Niveaus von weiteren Belastungen nicht ausgespart und die Lärmbelastung soll mit dem beabsichtigten Ausbau des Flughafens noch einmal drastisch steigen. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen zur Aktion aufzurufen:
Wir setzen ein unübersehbares Zeichen, daß wir, Offenbacher Bürgerinnen und Bürger, die voranschreitende Verlärmung nicht mehr tatenlos hinnehmen.
Wir haben deshalb als ersten Schritt einen Aufruf verfaßt, den ich jetzt kurz vorlesen möchte:
- Verlesen des Aufrufs
Das Anliegen des Aufrufs ist es, daß sich möglichst viele Offenbacher an der Aktion gegen den Fluglärm in unserer Stadt beteiligen und ihren Willen deutlich zeigen:
Dies wird in drei Etappen geschehen können
- Die Offenbacher spenden Bettlaken, aus denen später das unübersehbare Zeichen zusammengesetzt werden wird. Dazu werden gleich noch nähere Informationen folgen.
- Die gesammelten Bettlaken werden in der "1. Offenbacher Anti-Lärm-Parade" in einem phantasievoll gestalteten Zug zu einem großen Platz gebracht. Auch dazu folgen gleich noch nähere Erläuterungen.
- Auf diesem Platz werden sie ausgebreitet und dabei in metergroßen Lettern der Schriftzug Fluglärm macht krank geformt.
Wir haben für diesen Aufruf und die Aktion bereits 7 prominenten Offenbacherinnen und Offenbacher als Schirmherrinnen und Schirmherren gewonnen:
Wir möchten uns an dieser Stelle für die spontanen und raschen Zusagen recht herzlich bedanken. Auch möchten wir darauf verweisen, daß wir über 400 Offenbacher Vereine und Institutionen angeschrieben und um ihre Mitarbeit gebeten haben. In den nächsten Tagen und Wochen wird die Aktion darüber hinaus auf zahlreichen Handzetteln und Plakaten publik gemacht werden.
Organisiert wird das Unternehmen, wie eingangs erwähnt von den drei Initiativen gegen den Flughafenausbau. Ihre Sprecher - Marion Eckert, Monika Pröse, Ingrid und Hartmut Wagner sowie Jürgen Nymbach - stehen für weitere Nachfragen und Informationen zur Verfügung und natürlich werden wir auch kontinuierlich über den weiteren Fortgang der Aktion berichten und hoffen hier auf die Unterstützung der Medien.
Ingrid Wagner wird jetzt fortfahren und Einiges über die demnächst einzurichtenden Bettlakensammelstellen erzählen.
Dann berichtet Jürgen Nymbach zum Stand der Platzsuche, auf dem die Aktion im Sommer stattfinden kann.
Und Heinz Meier-Ebert wird im Anschluß daran aufklären, wie aus Bettlaken ein unübersehbares Zeichen geformt werden kann.
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