Neue Luftverkehrs-Prognosen bestätigen Nordbahn-Gegner

Offenbach wird immer stärker belastet: Stadtrat will die Bürger mobilisieren
Offenbach Post Bericht vom 9.11.06


Offenbach (tkjop) - Es ist in der Offenbacher Öffentlichkeit ein wenig ruhig geworden um den Ausbau des Frankfurter Flughafens. Dass Hessens Wirtschaftsministerium nun die erneute Offenlegung der 60 Aktenordner mit Planungsunterlagen verfügt hat, sorgt für eine Belebung der Diskussion. Denn der formale Akt hat einen für Offenbach bedeutsamen Hintergrund: Neue Luftverkehrsprognosen bestätigen die Befürchtungen, dass die bisher genannte Zahl der künftigen Flugbewegungen untertrieben war. Nicht 500000 im Jahr werden es sein, sondern 700000, teilte das Ministerium mit. Dem müssen die Unterlagen angepasst werden.

Grund genug für neuen lauten und auch schriftlichen Protest aus der Stadt Offenbach, die von einer Nordwestbahn, wie sie von Fraport und Landesregierung favorisiert. wird, über Gebühr mit Fluglärm belastet würde. Der hauptamtliche Stadtrat Paul-Gerhard Weiß (FDP) ist nach Ex-Oberbürgermeister Gerhard Grandke und dessen Nachfolger Horst Schneider der dritte oberste Nordbahn-Bekämpfer im Rathaus, der die diversen juristischen Schritte gegen den Ausbau koordiniert. Er will für eine Vielzahl von neuen Einwendungen sorgen: "Wir werden gemeinsam mit den Bürgerinitiativen nochmals die Bürgerschaft mobilisieren, um diese unsägliche Planung zu stoppen"

Für Weiß ist es jetzt klar, dass die Termine der Fraport AG zur Fertigstellung der Nordwestbahn allesamt illusionär waren. Während Fraport noch von einer Inbetriebnahme im Jahr 2003 fabuliert habe, danach 2006 anpeilte und schließlich 2009 nenne, sei nach dieser weiteren Beratungsrunde wohl erst - wenn überhaupt - mit 2012 zu rechnen.

Weiß: "Es wird deutlich, dass nicht die Bürger oder die beteiligten Kommunen mit ihren berechtigten Einwendungen für die Verzögerung sorgen, sondern Fraport und die Genehmigungsbehörde selbst. Die Antragsunterlagen waren und sind oberflächlich, unvollständig und nicht zukunftsorientiert". Es sei Zeit, dass die Verantwortlichen in Wiesbaden und bei Fraport endlich die alternativen Vorschläge der Stadt Offenbach prüften und keine weitere Zeit in die sinnlose und für die Region schädliche Nordwestbahn verschwendeten. Diese bringe Offenbach keine Entlastung im Süden, belaste aber zusätzlich Innenstadt, Westend und Nordend mit unzumutbarem Fluglärm, während in den Randlagen von Bürgel und Rumpenheim mit einer Verfünffachung des heutigen Fluglärms gerechnet werden müsse.

Die nunmehr prognostizierten mehr als 700000 Flugbewegungen würden zu einer nicht hinnehmbaren Belastung von mehr als 70 Prozent der Offenbacher Siedlungsfläche führen. Für die restlichen 30 Prozent müsse mit einer deutlichen Zunahme des Fluglärms gerechnet werden.

"Wenn dies eintritt", so Weiß, "sehe ich den dringend notwendigen, zukunftsorientierten Stadtumbau gefährdet. Welchen Sinn ergibt ein boomender Flughafen, wenn das Umland von der Belastung erdrückt wird?" Der Stadtrat fordert die Landtagsfraktionen auf, den vorliegenden, Landesentwicklungsplan zurückzuweisen.

"Das juristische Kartenhaus der Fraport und der Hessischen Landesregierung bei der geplanten Durchsetzung einer Nordwestbahn wackelt erheblich", bewertet der Offenbacher Grünen-Fraktionschef Peter Schneider die notwendig gewordene ergänzende Öffentlichkeitsbeteiligung im Planfeststellungsverfahren zum Flughafenausbau.

Schneider: "Die Belastungen für die Kommunen im Umkreis sind erheblich höher als von Fraport im Planfeststellungsverfahren bislang zugegeben." Die Befürchtungen der Ausbaugegner würden damit bestätigt: "Die Planungsunterlagen sind schlampig und teilweise beschönigend." Der Weg Offenbachs, sich mit allen juristischen Mittel hiergegen zur Wehr zu setzen, sei weiterhin der richtige, erklärt der Grünen-Sprecher.


Stopp Fluglärm

OF - Offenbach ohne Fluglärm

BIL Offenbach