Offenbach (tkjop) - Es ist in der Offenbacher Öffentlichkeit ein wenig
ruhig geworden um den Ausbau des Frankfurter Flughafens. Dass Hessens Wirtschaftsministerium
nun die erneute Offenlegung der 60 Aktenordner mit Planungsunterlagen verfügt hat, sorgt
für eine Belebung der Diskussion. Denn der formale Akt hat einen für Offenbach bedeutsamen
Hintergrund: Neue Luftverkehrsprognosen bestätigen die Befürchtungen, dass die bisher
genannte Zahl der künftigen Flugbewegungen untertrieben war. Nicht 500000 im Jahr werden
es sein, sondern 700000, teilte das Ministerium mit. Dem müssen die Unterlagen angepasst werden.
Grund genug für neuen lauten und auch schriftlichen Protest aus der Stadt Offenbach, die von
einer Nordwestbahn, wie sie von Fraport und Landesregierung favorisiert. wird, über Gebühr mit
Fluglärm belastet würde. Der hauptamtliche Stadtrat Paul-Gerhard Weiß (FDP) ist nach
Ex-Oberbürgermeister Gerhard Grandke und dessen Nachfolger Horst Schneider
der dritte oberste
Nordbahn-Bekämpfer im Rathaus, der die diversen juristischen Schritte gegen den Ausbau
koordiniert. Er will für eine Vielzahl von neuen Einwendungen sorgen: "Wir werden gemeinsam
mit den Bürgerinitiativen nochmals die Bürgerschaft mobilisieren, um diese unsägliche Planung
zu stoppen"
Für Weiß ist es jetzt klar, dass die Termine der Fraport AG zur Fertigstellung der Nordwestbahn
allesamt illusionär waren. Während Fraport noch von einer Inbetriebnahme im Jahr 2003 fabuliert
habe, danach 2006 anpeilte und schließlich 2009 nenne, sei nach dieser weiteren Beratungsrunde
wohl erst - wenn überhaupt - mit 2012 zu rechnen.
Weiß: "Es wird deutlich, dass nicht die Bürger oder die beteiligten Kommunen mit ihren
berechtigten Einwendungen für die Verzögerung sorgen, sondern Fraport und die
Genehmigungsbehörde selbst. Die Antragsunterlagen waren und sind oberflächlich,
unvollständig und nicht zukunftsorientiert". Es sei Zeit, dass die Verantwortlichen
in Wiesbaden und bei Fraport endlich die alternativen Vorschläge der Stadt Offenbach
prüften und keine weitere Zeit in die sinnlose und für die Region schädliche
Nordwestbahn verschwendeten. Diese bringe Offenbach keine Entlastung im Süden,
belaste aber zusätzlich Innenstadt, Westend und Nordend mit unzumutbarem Fluglärm,
während in den Randlagen von Bürgel und Rumpenheim mit einer Verfünffachung des heutigen
Fluglärms gerechnet werden müsse.
Die nunmehr prognostizierten mehr als 700000 Flugbewegungen würden zu einer nicht hinnehmbaren
Belastung von mehr als 70 Prozent der Offenbacher Siedlungsfläche führen. Für die restlichen 30
Prozent müsse mit einer deutlichen Zunahme des Fluglärms gerechnet werden.
"Wenn dies eintritt", so Weiß, "sehe ich den dringend notwendigen, zukunftsorientierten Stadtumbau gefährdet.
Welchen Sinn ergibt ein boomender Flughafen, wenn das Umland von der Belastung erdrückt wird?"
Der Stadtrat fordert die Landtagsfraktionen auf, den vorliegenden, Landesentwicklungsplan zurückzuweisen.
"Das juristische Kartenhaus der Fraport und der Hessischen Landesregierung bei der geplanten Durchsetzung
einer Nordwestbahn wackelt erheblich", bewertet der Offenbacher Grünen-Fraktionschef Peter Schneider die
notwendig gewordene ergänzende Öffentlichkeitsbeteiligung im Planfeststellungsverfahren zum Flughafenausbau.
Schneider: "Die Belastungen für die Kommunen im Umkreis sind erheblich höher als von Fraport
im Planfeststellungsverfahren bislang zugegeben." Die Befürchtungen der Ausbaugegner würden
damit bestätigt: "Die Planungsunterlagen sind schlampig und teilweise beschönigend." Der Weg
Offenbachs, sich mit allen juristischen Mittel hiergegen zur Wehr zu setzen, sei weiterhin
der richtige, erklärt der Grünen-Sprecher.
|