Zynische Nordwestbahn-Präferenz-Begründung der Landesregierung
Notizbuch der Woche auf der Offenbacher Seite der OP vom 09.04.05
Fluglärm über Schlaglöchern Von Thomas Kirstein
Der von welcher Seite auch immer eingeleitete Versuch, die Offenbacher in punkto Flughafenausbau
zu spalten, dürfte gründlich misslungen sein. Niemand muss die jetzt vorgelegte Stadtteilanalyse
der Rathaus-Arbeitsgemeinschaft Flughafen im Detail verstehen, um zu kapieren, dass die Hoffnung
auf einen nach dem Bau der Nordwestbahn ruhigeren Himmel im Süden der Stadt äußerst trügerisch
wäre. Es gliche einem Wunder, wenn die von der Fraport AG in Aussicht gestellte Entlastung einträte.
"Wenn" und "Falls" gibt es einfach viel zu viele.
Das Nachtflugverbot - "löchriges Trostpflaster" nennt es AG-Geschäftsführer Hermann
Gaffga - ist noch, lange nicht verhängt. Und wenn es kommt, dann sollten sich die
Offenbacher rechtzeitig auf Schlafenszeiten zwischen 23 und 5 Uhr morgens einrichten.
Ironie: Sogar die Lufthansa klagt gegen die Planfeststellung für die Nordwestbahn:
Die Airline, von ihrem Standpunkt aus durchaus verständlich, will sich nicht mit der
nächtlichen Beschränkung abfinden. Diese ist aber als Voraussetzung für den Ausbau vorgegeben.
Was also, wenn die für Offenbach fatale Variante verwirklicht ist und ein
späteres Gerichtsurteil das Nachtflugverbot für nichtig erklärt?
Die Offenbacher FDO stellt die richtige Frage: Wird die Nordwestbahn dann wieder abgerissen?
Versprochen wird auch eine Beschränkung auf künftig zwei "Grundeinfluglinien". Die Betonung liegt
auf "Grund": Bislang nicht entkräftet ist die Offenbacher Befürchtung, dass bei Bedarf mittel- bis
langfristig auch Parallelbahnen im Süden und im Norden (diese für den Riesen-Airbus A-380) genutzt
werden. Zumindest haben die Antragsteller nicht vor, die entsprechenden Landerechte zurückzugeben.
Und wer sich darauf verlässt, dass der Flughafen sich auf 657000 Bewegungen beschränken und nicht
irgendwann die technisch möglichen 900000 ausnutzen wird, der muss sich eine gute Portion Glauben
ans Gute im profitorientierten und börsennotierten Unternehmen bewahrt haben.
Also bleibt David Offenbach keine Alternative als der juristische Kampf gegen den vom Land Hessen
unterstützten Goliath Fraport. Dabei geht es keineswegs darum, den Flughafen in seiner
wirtschaftlichen Entfaltung zu beschneiden, wie es Flughafen-Chef Bender immer wieder behauptet.
Fluglärm soll nur gerecht allen zugemutet werden, die vom Airport profitieren - also in der
gesamten Region verteilt und nicht nur innerhalb Offenbachs umgeschichtet werden.
Es darf auch daran erinnert werden, wie zynisch Roland Kochs Landesregierung ihre Nordwestbahn-Präferenz
begründete - durch diese Variante sei die geringste zusätzliche Zahl von Bürgern betroffen. Soll heißen:
Diejenigen, die bereits Fluglärm haben, können ja noch ein bisschen dazu kriegen. Also die Offenbacher.
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