Fraport, und das Geld ist fort

Kommentar des ZDF-Börsenstudios vom 27.11.2003


In heute.t-online.de kommentiert das ZDF-Börsenstudio: Das Bouquet des Bösen

Wen kümmert schon die Kassenlage, wenn es um Jahrhundertprojekte geht? Die Fraport AG, Betreiberin des Frankfurter Flughafens, wollte international hoch hinaus und findet sich nun in den Niederungen des hessischen Alltags, und auch da kaum zurecht. Die Misslichkeiten werden dem Vorstand nun immerhin mit beachtlichen Gehaltserhöhungen ein wenig erträglicher gemacht.

Desaster im fernen Manila

Was für das Unternehmen schlimmer ist, das neu erwachte Interesse an einem Millionendesaster im fernen Manila, oder die Gerichtsentscheidung zum Fortgang des geplanten Flughafenausbaus, die selbigen mal etwas bremsen dürfte, ist schwer zu entscheiden. Da wirkt es fast als Lappalie, dass auch vertrauliche Unterlagen beim Aufsichtsrat oder Vorstand nicht gut aufgehoben scheinen, - sie landeten in der Öffentlichkeit; ebenso wirkt die Gehaltserhöhung ja fast kleinlich, wenn man bedenkt, welche Summen auf den Philippinen mal eben so versenkt wurden.

Witzigerweise erwähnt der Vorstand noch, dass man die Gehälter künftig gemäß den Forderungen des deutschen Corporate Governance Kodex veröffentlichen werde - dass dieser Unternehmenskodex glasklar fordert, die Managergehälter unter anderem am Unternehmenserfolg festzumachen, dafür reichte der Platz in der Pressemitteilung nicht mehr.

Es geht ums Geld

Pikante Diskussionen aber wird es zu all diesen Punkten noch geben, zu fein greifen sie ineinander. Dass der Staat in seiner Eigenschaft als Bund, Land Hessen und Stadt Frankfurt den Aufsichtsrat dominiert, macht die Angelegenheit noch ein bisschen nachdenkenswerter: Die Vertreter der Steuerzahler (unter letzteren sicherlich der ein oder andere Aktionär der Fraport AG) lohnen dem Vorstand etwas, was man im Arbeitszeugnis gern mal als "redliches Bemühen" bezeichnet.

Selbst wenn ein Teil der Gehaltserhöhung von angeblich 550.000 auf 700.000 Euro erfolgsabhängig gezahlt werden soll, so ist dies nur dann wenig, wenn man die schiere Größe des Philippinen-Desasters als Hausnummer betrachtet: In Manila jedenfalls wurden 352 Millionen Euro zunächst einmal vernichtet, als die dortigen Verträge zum Ausbau des Flughafens sich als nicht sehr belastbar erwiesen.

Späte Fragen zum Börsengang

Der Vorwurf, um das Risiko von 1999 habe der Vorstand beim Börsengang der AG 2001 wissen können, wird wohl gerichtlich geklärt. Nun gibt es auch noch Vermutungen, dass Bestechung im Spiel war bei der Manila-Eskapade, und auch wenn dies nicht bewiesen ist, die Zutaten zu einer süffigen Geschichte sind schon mal angerührt.

Jedenfalls ist ein Drittel der Einnahmen aus dem Börsengang schon mal weg, und zwar weit weg, die Dividende fiel unlängst aus, und der Vorstand stellt klare Verhältnisse nur insofern her, als mit der Gehaltserhöhung der beiden führenden Mitglieder nun der gebührende Abstand zum Salär des seit einem halben Jahr amtierenden Finanzvorstands wieder hergestellt ist - der Neuzugang war nämlich nur für gutes, ja sehr gutes Geld zu bewegen gewesen, das Ruder im Finanzbereich zu übernehmen, es heißt, er habe damit mehr verdient als sein Chef, und das geht natürlich nicht.

Aktueller Kurs, ein gutes Zeichen?

Wir wissen nicht, ob man ihn hätte schon früher haben sollen, als das Manila-Geld noch da war, dann hätte er sein Gehalt dieser drei Jahre jedenfalls hundertfach verdienen können, im Wortsinne. Nun bleibt nur noch abzuwarten, in welchen Pirouetten sich der geplante Ausbau in Frankfurt weiter durch die Jahre dreht, ob es Schadensersatz aus Manila oder sonstwoher gibt, ob die Gerichte den Börsengang wirklich unter die Lupe nehmen und ob die Tatsache, dass der Aktienkurs aktuell ein Drittel unter dem Emissionspreis notiert, und nicht mehr 50 Prozent darunter, schon ein gutes Zeichen ist.

Den Originalrtikel finden Sie (vorübergehend) unter: 
www.heute.t-online.de
http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/11/0,1367,WIRT-0-2085259,00.html


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