Rede von Frau Ingrid Wagner für das Bündnis der
Bürgerinitiativen "Gegen Flughafenausbau – Für ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr"
bei der Kundgebung am
12.9.2005 anlässlich des Beginns des Erörterungsverfahrens zur Erweiterung des Frankfurter Flughafens.
Im Namen des Bündnisses der Bürgerinitiativen "Gegen Flughafenausbau – Für ein Nachtflugverbot
von 22 bis 6 Uhr" begrüße ich sehr herzlich alle hier Versammelten. Es sind nicht nur, wie
vom Regierungspräsidenten gewünscht, Einwohnerinnen und Einwohner aus Offenbach und Umgebung,
sondern die Menschen aus der gesamten Region gekommen. Wir lassen uns nicht auseinander
dividieren und wollen gemeinsam ein Zeichen des Widerstandes gegen die Ausbaupläne Fraports setzen.
Deshalb bin ich auch besonders froh darüber, dass die Umweltverbände, allen voran der BUND,
die "Aktion Zukunft Rhein-Main", zahlreiche weitere Organisationen und nicht zuletzt viele
Städte und Gemeinden mit uns an einem Strang ziehen. Auch deren Repräsentanten gilt mein besonderer Gruß.
Wir Ausbaugegner (wohlgemerkt, nicht Flughafengegner), haben die besseren Argumente auf unserer Seite.
Falsch ist nämlich die Behauptung, der Frankfurter Flughafen werde ohne Ausbau in die Bedeutungslosigkeit
herabsinken – richtig ist, dass der Flughafen in seiner jetzigen Form die Bedürfnisse der Region schon mehr als befriedigt.
Falsch ist die Angabe in den Planungsunterlagen, der Ausbau solle 660.000 jährliche Flugbewegungen
ermöglichen - aber auf das beabsichtigte System passen mindestens 950.000.
Falsch ist die anmaßende Behauptung, der Flughafen sei das Herz der Region. Das sind vielmehr
wir als deren Bürgerinnen und Bürger, alle Menschen, die hier leben, wohnen und arbeiten.
Falsch ist der Planungshorizont der Ausbaupläne, der die zukünftige Entwicklung des weltweiten
Flugverkehrs nicht ausreichend berücksichtigt. Denken wir nur an die Verteuerung des Treibstoffes
in der letzten Zeit, die am Luftverkehrsaufkommen nicht spurlos vorübergehen wird! Auch die Zerstörung
der Atmosphäre durch den Luftverkehr und die Produktion von Treibhausgasen, kann so nicht weitergehen!
Falsch ist es zu behaupten, der vom Gesetzgeber selbst als besonders wertvoll eingestufte
Bannwald könne ohne Schaden an anderer Stelle wieder entstehen. Wir brauchen ihn hier und
jetzt und können einer weiteren Reduzierung dieses Ökosystems nicht zustimmen, deshalb
werden wir heute auch dort demonstrieren.
Falsch ist das Versprechen eines Mini-Nachtflugverbotes, denn die Fluggesellschaften haben
schon überdeutlich gemacht, dass sie sich selbst mit dieser geringen Reduktion nicht abfinden
und dagegen klagen werden. Wir haben in der letzten Zeit gesehen, dass sogar fest zugesagte
Reduzierungen der nächtlichen Flugbewegungen nicht durchgeführt werden.
Falsch ist die Behauptung, der zu erwartende Lärm und die Abgasentwicklung seien gesundheitlich
unbedenklich. Dies widerlegen unabhängige Gutachten schon längst.
Falsch ist insbesondere das Arbeitsplatzargument, das nur als Joblüge bezeichnet werden kann. Es beruht auf
ungenügender Datenbasis, veralteten Prognosen und blauäugigen Vermutungen.
Ich konnte hier nur schlagwortartig einige Punkte aufzählen. Wir werden im Erörterungstermin unsere Forderung,
den Ausbau sein zu lassen, fundiert begründen.
Wir fordern, dass die Politiker, die die falschen Argumente Fraports unbesehen gebetsmühlenartig
wiederholen, sich endlich die Mühe machen, sich kritisch mit der Sache auseinandersetzen und
auch einmal Gegengutachten lesen und nicht einfach nur die Hand heben, wenn und weil die Parteispitze es will.
Wir fordern schon jetzt ein Nachtflugverbot für die Zeit von 22 bis 6 Uhr und eine intakte Umwelt für uns
und unsere Kinder. Käfighaltung in schallgedämmten Räumen ist nicht akzeptabel. Wir werden uns nicht damit
abfinden, dass ein Teil des Rhein-Main-Gebiets zur Lärmmüllhalde verkommt, angestammte Wohngebiete
unbewohnbar werden und oft mühsam erspartes und erarbeitetes Immobilieneigentum an Wert verliert. Wir wollen
keine Bannwaldabholzung, keine weitere Luftverschmutzung und keine größere Absturzbedrohung.
Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter, lasst uns in diesem Sinne ab heute im Erörterungstermin,
aber auch darüber hinaus zusammenstehen und unseren Widerstand zeigen. Wir weisen die immer größer
werdenden Forderungen des Flughafens energisch zurück. Es muss Schluss sein mit der Glorifizierung
und Bevorzugung eines einzelnen Unternehmens. Deshalb nehmen wir gemeinsam und selbstbewusst unsere
Rechte wahr und gehen nach dem Abschluss dieser Kundgebung in die Stadthalle und später, wie
bereits angekündigt in den Wald!
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