Mündige Bürger: Demokratie via Web

stern.de Kolumne vom 18.05.04


Einmal einatmen, bitteschön: Die Lebensqualität im Rhein-Main-Gebiet verschlechtert sich zusehends. Zu viel Geräusch, zu viel Gestank. Nichtsdestotrotz wollen die Betreiber des Frankfurter Flughafens den nächsten Nagel in den Sarg treiben. Doch die Menschen wehren sich - und nutzen dazu das Internet.

Hart muss man sein, im Nehmen

Wer zwischen Wiesbaden, Mainz und Frankfurt lebt und arbeitet, muss hart im Nehmen sein. Das sind die meisten, und viele davon haben sich arrangiert mit dem Nebeneinander von Industrie und Wohngebieten, mit dem steten Geräuschpegel in den Innenstädten und auf den die Region durchschneidenden Autobahnen und Schnellstraßen. Absolute Stille gibt es nirgendwo. Nicht hinnehmen wollen jedoch immer mehr Bürger, dass mit dem geplanten Ausbau des Frankfurter Flughafens Leben im Rhein-Main-Gebiet noch unattraktiver werden soll.

Seit Jahren wehren sie sich mit demokratischen Mitteln gegen Lärmbelästigung, Luftverschmutzung und Zerstörung der nicht zuletzt klimatisch so wichtigen Waldflächen. Ein Marathon, in dem Information und Meinungsbildung entscheidend für den Erfolg des friedlichen Widerstands sind. Von großer Bedeutung ist dabei das Internet als schnelles, direktes und interaktives Medium zu. Das Spektrum ist breit gefächert und reicht von Bürgerinitiativen bis zu Plattformen der Landkreise, Städte und Gemeinden. Und weil auch die Stimmen der Jungen zählen, gibt es auch jugendgerechte Infos für sie. Denn Einspruch einlegen kann jeder betroffene Bürger gleich welchen Alters.

Auch die Gegenseite nutzt das Netz

Auch die Fraport AG nutzt das Infomedium Internet, verweist auf die "intensiven Bemühungen um den Umwelt- und Naturschutz" und bietet Wissenswertes zum Lärm im Glossar von A wie äquivalenter Dauerschallpegel bis Z wie "Keine Einträge".

Größter Aktionär der Fraport AG Ist das Land Hessen, Ministerpräsident Roland Koch ist zudem Vorsitzender des Aufsichtsrats. Dabei handelt es sich übrigens um jenen Herrn Koch, der als "brutalstmöglicher" Aufklärer eines der jüngsten christdemokratischen Schwarzgeldskandale sowie als Modeberater für besser verdienende Judensternträger für Furore sorgte. "Die Nähe zur pulsierenden Metropole Frankfurt mit ihrem Weltflughafen und den sanften grünen Tälern des Taunus machen den besonderen Reiz dieser Gegend aus", erklärt er als Vertreter des weitgehend vom Flugverkehr verschonten Wahlkreises 32, Main-Taunus I.

Wer den besonderen Reiz der Region Rhein-Main schätzt und dennoch unter dem Fluglärm leidet, kann direkt via Web der Fluglärmbeschwerde des Frankfurter Flughafens sowie dem Fluglärmschutzbeauftragten des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung eine Nachricht zukommen lassen.

Der Originalbeitrag von Thomas Hirschbiegel kann vorübergehend mit Bild und weiteren Links unter stern.de abgerufen werden:
http://www.stern.de/computer-technik/internet/neulich-im-netz/index.html?id=524210&nv=cp_L2_as


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