Von Ingo Senft-Werner (dpa)
Darmstadt * Rund zwei
Millionen Euro hat der Erörterungstermin über die geplante
Werft für den Großflieger Airbus 380 am Frankfurter
Flughafen gekostet. Dafür müsse der Flughafenbetreiber
Fraport aufkommen, sagte Regierungspräsident Gerold
Dieke (FDP) gestern in Darmstadt. Aus dem etwa 2000
Seiten starken Protokoll des am Freitag zu Ende gegangenen
Erörterungstermins werde das Regierungspräsidium (RP) in den nächsten Wochen
eine Stellungnahme für das hessische Wirtschaftsministerium
ausarbeiten. Dieses entscheide dann zum Abschluss
des Planfeststellungsverfahrens über das Projekt.
"Wir haben eigentlich nichts gehört, was wir nicht
erwartet hätten", fasste RP-Projektleiter Stephan Thiele
die 29 Verhandlungstage in der ehemaligen Tresorfabrik
in Mörfelden-Walldorf zusammen. Die Diskussion entzündete
sich an den erwarteten Themen: Die Einwender
kritisierten die Größe von etwa sieben Fußballfeldern und
den Standort der Werft und legten Alternativen innerhalb
des Flughafengeländes vor. Andere appellierten an die
Fraport, mit dem Bau auf den Abzug der Amerikaner von
der Airbase zu warten.
Vor allem Anwohner äußerten die Sorge, die Triebwerkprobeläufe
könnten den Krach erhöhen und forderten Lärmschutzmaßnahmen. Als
fragwürdig wurde auch die Verlegung der Okriftler Straße
eingeschätzt, die bei einem Flughafenausbau erneut abgetragen
und neu geführt werden müsste.
Knifflig stellt sich aus der Sicht des RP auch die "Arbeitsteilung"
zwischen Fraport als Antragstellerin für die Halle und der Lufthansa
als spätere Betreiberin dar. Die Fraport kann für die geplante
Rodung des Bannwaldes das Argument der "öffentlichen Daseinsvorsorge"
ins Feld führen. Das Privatunternehmen Lufthansa
könnte dies nicht. Die Halle wird aber für ihre Belange gebaut.
Dieses Problem trat auch bei der Anhörung mehrmals zu Tage, als die Vertreter
der Fraport keine Antworten auf technische Fragen der
geplanten Werft geben konnten und erst bei der Lufthansa nachfragen mussten. "Dieser Informationsfluss schien
mir weniger harmonisch zu sein als erwartet", so Verhandlungsleiter
Christian Bickel.
Wie lange die rund 20 Mitarbeiter der RP-Flughafengruppe
für die Aufarbeitung der Akten benötigen, darauf wollte sich Bickel nicht festlegen.
"Das Gesetz schlägt einen
Monat vor - aber davon kann bei dieser Verfahrensgröße
keine Rede sein. Unter Umständen muss die Fraport
auch noch Gutachten nachliefern."
Die Behörde kenne den engen Terminplan der Fraport,
die bereits im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen
wolle, ergänzte Dieke: "Wir lassen uns aber nicht unter
Druck setzen."
Der Regierungspräsident
würdigte die ruhige und sachliche
Atmosphäre des Verfahrens - trotz der insgesamt 26
Anträge, mit denen der Abbruch oder das Aussetzen der
Verhandlung beziehungsweise die Abwahl des Verhandlungsleiters
gefordert worden waren. Sie alle wurden abschlägig
beschieden, nur eine Dienstaufsichtsbeschwerde
gegen Dieke ist noch anhängig.
Diese Einschätzung ist angesichts
des hochsensiblen Themas, das auch an der hohen
Zahl von mehr als 40000 Einwendern abzulesen ist,
nachvollziehbar. Die Demonstrationen
am ersten Tag der Anhörung, als 1300 Besucher
Einlass in die ehemalige Werkshalle forderten, ließen
turbulente Tage befürchteten. Allerdings flaute das Interesse
rasch ab, und die Fachleute waren meist unter sich. |