Ticona-Werk steht Flughafenausbau im Weg

Bericht in hr-online vom 02.01.04


Ticona steht Ausbau offenbar im Weg

Das Chemiewerk Ticona könnte zum Stolperstein für den geplanten Flughafenausbau in Frankfurt werden. Nach hr-Informationen hält die Bundesstörfallkommission den Bau der Nordwest-Landebahn unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht für vertretbar. Verlagerung des Chemiewerks oder Umbau scheinen nötig.

Ein Beitrag von Andreas Rippl für hr1

Im Jahr 2004 wird es ernst für Flughafenbetreiber Fraport. Am 16. Januar will die Bundesstörfallkommission ihren Abschlussbericht über das Chemiewerk Ticona beraten. Monatelang hat Kommissionschef Christian Jochum mit seinen Experten Gutachten gewälzt und sich auch vor Ort, im Chemiewerk bei Kelsterbach, einen Eindruck von der Nähe der Produktionsanlage zum Flughafen verschafft. Auch wenn ein Gutachten des TÜV Pfalz noch aussteht und bei der nächsten Sitzung am 16. Januar beraten werden soll, die grundsätzliche Bewertung der Störfallkommission steht fest: "Das Ticona-Problem ist ein ernstes Problem, insbesondere für die Menschen, die dort arbeiten. Das ist nichts, was man einfach so hinnehmen kann", so Kommissionschef Christian Jochum.

Fraport bleibt optimistisch

Fraport will die Kapazität mit einer Landebahn im Nordwesten des Flughafens erhöhen, die neue Piste würde in unmittelbarer Nähe des Chemiewerks enden. Fraport-Ausbau-Manager Horst Amann ist sich der Problematik durchaus bewusst, hält die Probleme aber für lösbar. Schliesslich lägen inzwischen viele Gutachten zu der Problematik vor, zudem gehe die Fraport-AG auch davon aus, dass die Bundesstörfall-Kommission eine Vereinbarkeit von Chemiewerk und Landebahn feststellen werde.

Kommission hat offenbar Einwände

Nach HR-Informationen scheint die Störfall-Kommission bislang aber eher nicht von einer Ko-Existenz von Chemiewerk und Landebahn auszugehen. Zwei mögliche Lösungen zeichnen sich demnach ab: Entweder wird das Werk in den nahegelegenen Industriepark Frankfurt-Höchst verlegt – geschätzte Kosten rund 300 Millionen Euro. Oder das bestehende Werk wird umgebaut. So müsste der unter anderem der Schornstein gekürzt werden. Auch diese Maßnahmen würden gut 100 Millionen Euro kosten.

Auch neue Airbus-Halle umstritten

Zudem droht Fraport schon am 15. Januar Ärger bei der Anhörung zur neuen Airbus-Halle, die im Süden des Flughafens gebaut werden soll: Umlandkommunen lehnen eine neue Riesenhalle außerhalb des bisherigen Flughafenzaunes ab und wollen dagegen eine Großdemonstration organisieren – die Busse dazu sind schon bestellt. Thomas Will, der Erste Beigeordnete des Kreises Gross-Gerau und Leiter einer kommunalen Arbeitsgruppe gegen den Flughafenausbau will dazu auch die Bürger aus den Umlandgemeinden mobilisieren. In wenigen Tagen beginnt die Anhörung dazu. Will erwartet, dass dort der massive Protest der Anwohner gegen die Planung deutlich wird.

Pläne werden Ende des Jahres öffentlich erörtert

Neben Ticona und dem Widerstand gegen die A 380-Halle wird in diesem Jahr auch das große Verfahren zum Bau der Landebahn starten. Bislang werden die Unterlagen dazu noch vom Regierungspräsidium Südhessen auf Vollständigkeit geprüft. Ende 2004 aber sollen diese Pläne und alle damit verbundenen Probleme öffentlich diskutiert werden. Möglicherweise entscheidet sich schon dann, ob die geplante Nordwestbahn überhaupt realisierbar ist. Für Horst Schäfer von den Flughafenausbaugegnern in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung ist die Antwort klar: "In einem halben Jahr wird die Nordwestbahn Makulatur sein."

Der Originalbeitrag einschließlich komplettem Hörfunk-Beitrag kann vorübergehend unter hr-online abgerufen werden:
http://www.hr-online.de/d/themen/hessen/hessen_10_einzel_jsp/key=hessen_10absaetze_706369.html


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