Die Lebensqualität geht zusehends verloren

Diskussionsveranstaltung des ausbaubegleitenden RDF zum volkswirtschaftlichen Nutzen des Flughafens
Bericht in op-online vom 17. Dezember 2004


Zeppelinheim (sig) - Wie groß die Emotionen beim Thema Flughafenausbau immer noch sind, wurde am Mittwochabend bei einer Veranstaltung des Regionalen Dialogforums (RDF) im Zeppelinheimer Bürgerhaus deutlich. Zu der Veranstaltung unter dem Motto "Lärm versus Jobs? Was kostet und was bringt ein Ausbau des Flughafens?" waren etwa 90 Besucher aus Anrainer-Gemeinden des Airports in den Isenburger Stadtteil gekommen, darunter zahlreiche Isenburger Kommunalpolitiker.

Ob der Flughafen nun ein Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg ist oder die Allgemeinheit mehr kostet als er einbringt, diese Frage ist in der Ausbaudebatte heftig umstritten, erläuterte RDF-Vorsitzender Professor Dr. Johann Wörner. Daher hatte das Dialogforum Gutachten in Auftrag gegeben, die sich mit dem Thema befassten. Das Ergebnis für die so genannten externen Kosten, das heißt Kosten, die die Allgemeinheit und nicht der Verursacher zu tragen hat, stellte Professor Dr. Rainer Friedrich von der Universität Stuttgart vor.

In dem komplexen Zahlenwerk wurden unter anderem versucht, Luftverschmutzung, gesundheitliche und klimatische Auswirkungen, Unfälle und den "Verbrauch von Natur" monetär zu bewerten. Dies alles stellte Friedrich der aktuellen Situation und dem Jahr 2015 mit und ohne Ausbau gegenüber und verglich die Kosten mit den einzelnen Ausbauvarianten. Friedrich kam zu dem Ergebnis, dass die teuerste Möglichkeit die Nordost-Bahn ist, gefolgt von Nordwest- und Südbahn. Den Wertverlust für Eigentum bezifferte er mit etwa 0,8 Prozent je Dezibel ab 55 Dezibel.

Andreas Schulten von der Münchener Bulwien-Gesa AG hatte die Aufgabe, im Auftrag des RDF den volkswirtschaftlichen Nutzen plastisch zu machen. Betrachtet wurden dabei die Beschäftigung durch den Flughafen, das verbesserte Image für die Region, veränderte Immobilienpreise, Anbindung und vieles mehr.

In der anschließenden Diskussionsrunde mit den Zuschauern, wurde deutlich, dass der Verlust der Lebensqualität, die Sorge um den Wertverfall von Immobilien und Zweifel an der "Job-Maschine Flughafen" die Menschen am meisten beschäftigen. Bürgermeister Oliver Quilling, der der Expertenrunde angehörte, betonte, dass er als Volksvertreter darauf zu achten haben, dass Wirtschaft und Lebensqualität in Balance gehalten wird. "Diese geht aber zusehends verloren". Zuvor hatte Dr. Martin Harsche vom Realisierungsmanagement Ausbau der Fraport hervorgehoben, "dass die sehr gute Verkehrsanbindung durch den Flughafen eine positive wirtschaftliche Entwicklung in der Region garantiert". Das "Wohlstandsniveau" der Anrainer sei dadurch stetig gewachsen.

Harsche räumte ein, dass die Aussicht auf 100 000 neue Arbeitsplätze "ein theoretischer Wert aus der Mediation ist". Auch gehe es nicht nur um Jobs, sondern auch "um die Möglichkeit, an der wirtschaftlichen Vernetzung teilzuhaben."

Den Zorn des Publikums zog Harsche auf sich, als er hinzufügte, dass das Beispiel Opel in Rüsselsheim gezeigt hat, was passiert, wenn Verkehrsanbindungen unzureichend sind. Nach minutenlangen tumultartigen Szenen mit massiven Protesten lenkte der Fraport-Vertreter ein. Er habe sagen wollen, dass eine gute Verkehrsanbindung der Grund dafür sei, dass sich Unternehmen in einer Region ansiedeln.

Der Originalbericht kann vorübergehend unter http://www.op-online.de/regionalnews/Neu-Isenburg/85_179_363431323036.htm  abgerufen werden

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