Menetekel für die Planer

Kommentar von Volker Kampmann in der Offenbach Post vom 31.01.04 zum Gutachten zur Landebahn


Die massiven Bedenken, die die Störfallkommission des Bundes gegen den Bau einer Landebahn im Nordwesten des Flughafens vorgebracht hat, könnte die gesamte Ausbauplanung ins Wanken bringen. Als viel zu hoch nämlich schätzt eine Experten-Arbeitsgruppe das Risiko ein, wenn nach Fertigstellung der Bahn Flugzeuge in 60 bis 100 Metern Höhe über das Chemiewerk Ticona donnern. Ein Menetekel!

Dieses Urteil kann die Ausbauplanung zwar nicht stoppen. Aber auch wenn Ministerpräsident Roland Koch kategorisch am Bau dieser Bahn festhält - letztendlich entscheiden die Gerichte. Und da sieht es gar nicht so gut für die bisherige Planung aus. Wenn nämlich die Nordwestbahn tatsächlich gegen die so genannte Seveso-lI-Richtlinie der EU verstößt, dann dürfte sich zu den Klagen von Kommunen und Bürgern eine solche aus Brüssel gesellen. Die könnte zum Stoppsignal werden.

Koch fasst vorsichtshalber schon mal die Verlegung von Ticona ins Auge. Als ob das so einfach wäre! Das Genehmigungsverfahren für ein neues Chemiewerk würde den Zeitplan erst recht kippen. Vom Geld, das dafür zusätzlich aufzubringen wäre, ganz zu schweigen.

Gibt es stattdessen eine neue Varianten-Debatte? Etwa mit einer Nordostbahn als Alternative und den damit verbundenen verheerenden Folgen z. B. für Offenbach?

Besser wäre es, die Ausbau-Planung zu stoppen, ehe die Gerichte es tun. Es gibt intelligentere Konzepte, dem steigenden Bedarf des Flugverkehrs gerecht zu werden. Etwa durch eine bundesweite, koordinierte Zusammenarbeit von Flughäfen und Bahn. Dann würden sich Wachstum - und Fluglärm - zwar verteilen. Doch die Drohung, dass ohne Ausbau in unserer Region die Lichter erlöschen, ist wohl ebenso unrealistisch wie die anfänglichen Prognosen der Fraport über die Unmengen zusätzlicher Arbeitsplätze, die angeblich durch die bloße Existenz einer neuen Landebahn geschaffen würden.


Stopp Fluglärm

OF - Offenbach ohne Fluglärm